Modellversuch zur Erprobung der digitalen Hörfunkübertragung im lokalen Bereich mit dem System DRM (Digital Radio Mondiale) in Hannover

Digital Radio Mondiale (DRM)

Im Jahre 2004 wurde ein internationaler Standard zur Digitalisierung des AM-Bereichs (Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle) verabschiedet, der vom DRM-Konsortium (Digital Radio Mondiale) eingereicht wurde. Dieses DRM-Konsortium besteht aus mehr als 85 Mitgliedern aus allen Kontinenten, davon 31 aus Deutschland und umfasst Broadcaster, Empfänger- und Senderindustrie, Netzbetreiber, Forschungseinrichtungen, Verbände und Regulierungsgremien und auch die DLM.

Ziel des Systems DRM ist die Ablösung der analogen Aussendungen im AM-Bereich durch digitale Aussendungen. Die sehr störanfälligen und in der Audioqualität heute nicht mehr zeitgemäßen Lang-, Mittel- und Kurzwellenaussendungen werden durch das System DRM qualitativ UKW-Ausstrahlungen ähnlich. Eine typische Multiplexbildung mit mehreren Hörfunkprogrammen, wie bei Digital Radio, ist in der Form bei DRM nicht möglich, da die schmalen Kanalbandbreiten im AM-Bereich die Verbreitung von nur einem qualitativ gutem Hörfunkprogramm zulassen. Durch diese Schmalbandigkeit eignet sich das System DRM für eine lokale Versorgung, bei der ein Programm auf einer Frequenz verbreitet wird. 

Nutzbare Frequenzbereiche für DRM zur Versorgung im lokalen Bereich

Eine lokale Versorgung mittels Mittelwellenfrequenzen ist, bedingt durch Frequenzknappheit, relativ große Sendeantennenanlagen und ungünstige Wellenausbreitung eher nur in wenigen Fällen realisierbar. Neben dem Mittelwellenbereich steht jedoch ein sehr wenig genutzter Rundfunkfrequenzbereich, das 11m-Band (25,67 bis 26,1 MHz) im Kurzwellenbereich mit 43 Kanälen, zur Verfügung. In diesem Frequenzbereich senden lediglich zwei Radiostationen aus Frankreich, einige Radiostationen in den Vereinigten Staaten sowie im äquatorialen asiatischen Bereich.

Der Modellversuch

Im Modellversuch sollen die Möglichkeiten der Nutzung digitaler Hörfunkübertragungstechniken für den lokalen Bereich ermittelt werden. Dazu wird die Nutzbarkeit des 11m-Bandes zur Verbreitung von lokalem Hörfunk untersucht. Überreichweiten von Rundfunkstationen oder anderen Funkdienste in anderen Staaten könnten die lokale Verbreitung im 11m-Band jedoch stören. Diese Störungen sind abhängig von der Beschaffenheit der Ionosphäre, also auch von der Tageszeit, von der Jahreszeit sowie von der Sonnenaktivität und dem Sonnenzyklus. Weitere Störungen können im lokalen Bereich durch Elektrogeräte, Zündanlagen, Straßenbahnen, Powerline Communication Systeme (PLC), Rückkanäle in Kabelnetzen, Industrieanlagen auf ISM-Frequenzen etc. auftreten. Da Störungen i. A. schmalbandig sind, werden also nur wenige, jedoch immer verschiedene, der im 11m-Band zur Verfügung stehenden 43 Kanäle gestört. Es wird untersucht, ob durch automatische Sendefrequenzumschaltung (Frequenzhopping) das Programm immer auf einer ungestörten Frequenz weiterverbreitet werden kann. Dazu wird ein Hörfunkprogramm verbreitet, dem jeweils eine bestimmte Anzahl von verschiedenen Sendefrequenzen zur Verfügung steht. Störungen in der Übertragung werden von PC-basierten DRM-Empfänger, die sich im Versuchsgebiet befinden, über das Internet direkt an die Sendezentrale gemeldet. Hier wird im Störungsfall ein Frequenzwechsel, erst manuell, später automatisch, vorgenommen. Statistische Auswertungen sollen zeigen, inwieweit sich lokale oder weit entfernte Störer auf den Empfang auswirken und in welcher Stärke die Störungen auftreten. Aus diesen Ergebnissen soll die Aussage getroffen werden, ob sich DRM im 11-m-Band für eine lokale Hörfunkversorgung eignet.

Durch die Möglichkeit DRM auch im UKW-Bereich (Band II) zu nutzen (DRM+), werden im Modellversuch theoretische Untersuchungen zu DRM+ durchgeführt und ab 2007 parallel zu den Aussendungen im 11-m-Band Vergleichsaussendungen unter realen Bedingungen im UKW-Bereich durchgeführt.

 

Digitale Hörfunkübertragung mit Digital Radio (T-DAB)

Zur Übertragung digitaler Hörfunkprogramme steht derzeitig das System "Digital Radio" (T-DAB) zur Verfügung. Digital Radio benötigt ein relativ breites Frequenzspektrum (1,75 MHz). Durch die Nutzung breiter Frequenzspektren werden durch bestimmte Verfahren Empfangsstörungen nachhaltig verhindert und dadurch eine sehr gute mobile Empfangbarkeit ermöglicht. Bei Digital Radio erfolgt die Übertragung von bis zu zehn Hörfunkprogrammen in einem Datenstrom, einem Multiplex. Der Versorgungsbereich sämtlicher in diesem Multiplex verbreiteten Programme ist jedoch gleich. Aus diesem Grund eignet sich Digital Radio besonders gut zur Verbreitung landesweiter oder gar deutschlandweiter Hörfunkprogramme. Digital Radio eignet sich jedoch nicht zur Abbildung des lokal begrenzten Hörfunks, da ein Hörfunkprogramm nur ein Bruchteil der gesamten Multiplexkapazität benötigt. Die restliche überwiegende Kapazität im Multiplex wird für Hörfunk nicht benötigt, muss aber dennoch finanziert werden. Eine Refinanzierung (z.B. durch Datendienstanbieter im kleinstädtischen Raum) scheint eher unwahrscheinlich.